Bestückung einer Vitrine in der Bibliothek des Landesmuseums Ferdinandeum

Erfreulicherweise durften wir vom 19. Juli bis zum 30. September 2016 einige ausgewählte Objekte unserer Sammlung in der Schauvitrine der Bibliothek des Ferdinandeums ausstellen. Diese Vitrine fällt allen BesucherInnen der Bibliothek sofort ins Auge, nachdem sie direkt im Eingangsbereich positioniert ist. Die Möglichkeit, in dieser Spezialbibliothek für gesamttirolische Landeskunde, in der regelmäßig interessante und spannende Veranstaltungen stattfinden, einige repräsentative Objekte vorzeigen zu dürfen, verdankten wir dem Kustos der Bibliothek, Herrn Mag. Roland Sila.

Bislang konnten wir Teile unserer Sammlung bereits in einigen unterschiedlichen Institutionen ausstellen, das Bestücken dieser Vitrine in der Ferdinandeumsbibliothek ist für uns aber von besonderer Bedeutung und hat uns sehr geehrt, immerhin ist die Bibliothek Teil des Ferdinandeums selbst.

Ausgestellt wurden Blutdruckmessgeräte, Hämometer zur Bestimmung des Hämoglobingehaltes von Patientenblut, ein Hochfrequenz-Strahlapparat, eine Schimmelbuschmaske, Albuminimeter zur Messung von Protein im Harn, unterschiedliche Medikamentenpackungen und drei Mikroskope.

Wir hoffen, im nächsten Jahr im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung nochmals mit Objekten in die Bibliothek zurückkehren zu dürfen und bedanken uns jedenfalls herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit!

Ansicht der Schauvitrine von vorne.
Ansicht der Schauvitrine von vorne.

 

Blick in den Arbeitsraum der Bibliothek und in die Vitrine.
Blick in den Arbeitsraum der Bibliothek und in die Vitrine.

Euregio Museumstag am 14.10.2016

Obmann HR Dr. Christoph Neuner und Sammlungsbeauftragter Mag. Dr. Christian Lechner haben den diesjährigen Gesamttiroler Museumstag im Gemeindemuseum Absam besucht. Das Motto der diesjährigen Tagung stand ganz im Sinne von „Netze knüpfen“ und dem „Mehrwert der Kooperation in der Museumslandschaft“. Eröffnet wurde der Tag von den politisch für die museale Kulturlandschaft Verantwortlichen der drei Tiroler Landesteile: Landesrätin Dr. Beate Palfrader (Tirol), Landesrat Tiziano Mellarini (autonome Provinz Trient) und Landesrat Florian Mussner (Autonome Provinz Bozen – Südtirol). Vorher begrüßte noch der Absamer Bürgermeister Arno Guggenbichler die TagungsteilnehmerInnen. Auch Dr. Benedikt Erhard (Abteilung Kultur, Land Tirol) äußerte seine Gedanken zum Tagungsmotto.

Anders als im letzten Jahr gab es dieses Mal keine Kurz- oder Impulsvorträge, sondern das Programm bestand aus einem Dialogforum in wechselnden Kleingruppen. Das dazugehörige Konzept nennt sich „Worldcafé“ und wurde den TeilnehmerInnen von Patricia Munro erläutert: In Gruppen von vier bis fünf Personen wird ein Thema über 20 bis 30 Minuten diskutiert, dabei soll eingangs eine kurze Vorstellung der jeweiligen Gruppenmitglieder erfolgen, anschließend zum konkreten Thema gesprochen werden. Dabei darf nur derjenige sprechen, der den „talking stick“ in der Hand hält, die anderen sollen derweil konzentriert zuhören und nicht unterbrechen, bevor sie selbst an die Reihe kommen. Im Anschluss an solch eine Runde wechseln, bis auf eine Person, alle anderen den Tisch. Am nächsten Tisch sollten möglichst keine TeilnehmerInnen sitzen, die man bereits kennt. Auf diese Weise konnten innerhalb von wenigen Stunden am Vor- wie Nachmittag über 20 neue Personen kurz kennengelernt werden. Eine überaus effektive Methode des gegenseitigen Vernetzens also, dieses „Worldcafé“.

Unter anderem sollten dabei Ideen gesammelt werden, um die Kooperation in der Tiroler Museumslandschaft zu verbessern und auch Synergien zur Bewerbung selbiger geschaffen werden. Ein Gedanke dabei war eine Online-Aufstellung aller Tiroler Museen und (privaten) Sammlungen mit Kurzbeschreibung der jeweiligen Inhalte. Eventuell könnten auch die bisher erstellten Sonderausstellungen mit aufgelistet werden, damit eine andere Einrichtung bei Interesse diese Ausstellung nochmals an einem anderen Ort präsentieren könnte. Auch eine Koordination solcher möglichen Kooperationen über eine zentrale Stelle scheint ein guter Gedanke.

Die Öffentlichkeitsarbeit via neuer Medien stellt natürlich eine sehr wichtige Säule insbesondere für die Sichtbarkeitsmachung bei den jüngeren Generationen dar, deswegen wurde auch vorgeschlagen, auf den jeweiligen Homepages der Museen und Sammlungen per Link auf sämtliche andere Tiroler Museen zu verweisen.

Wichtig war für sehr viele TeilnehmerInnen auch, ihre Hoffnung auszudrücken, dass besonders die einfacher realisierbareren Punkte möglichst nicht im Sande verlaufen und auch wirklich umgesetzt werden sollten.

Insgesamt war diese Veranstaltung ein erfolgreicher Tag für den Freundeskreis Pesthaus, welcher dadurch wiederum einigen neuen Kulturschaffenden bekannt gemacht werden konnte.

Link

http://www.theworldcafe.com/

Historische Stadtführung durch Innsbruck am 20.09.2016

Am Dienstag, den 20. September 2016, trafen sich etwa 60 Interessierte beim Innsbrucker Pesthaus, um gemeinsam von Frau Christine Weber, einer staatlich geprüften Fremdenführerin, durch die Stadt geführt zu werden. Das besonders Bemerkenswerte am Treffpunkt, immerhin namensgebend für unseren Verein, besteht darin, dass wir uns noch nie direkt dort getroffen hatten. Sehr erfreulich also, dass sich zu diesem Ereignis gleich so überraschend viele TeilnehmerInnen eingefunden hatten.

Frau Weber erzählte uns von der Geschichte dieses Pesthauses, dessen betreuenden Ärzten und den darin behandelten bzw. untergebrachten PatientInnen. Der Grund, warum diese Einrichtung im Osten der Stadt errichtet wurde, liegt im in der Regel vom Westen kommenden Wind im Tiroler Inntal, der die als krankheitsverursachend erachteten schlechten Lüfte, die sog. Miasmen, nicht weiter in die Innenstadt tragen sollte. Federführend an der Betreuung der Pestkranken war zu Beginn des 17. Jahrhunderts der berühmte Mediziner Paul Weinhart. Dieser hatte auch großen Anteil daran, dass der nächste Stopp der Führung errichtet wurde, nämlich die Dreiheiligenkirche, welche den „Pestheiligen“ Sebastian, Pirmin, Rochus und Alexius mit der Hoffnung geweiht wurde, dadurch ein weiteres Umgreifen der Pest zu verhindern.

Den nächsten Stopp machten wir an der Theologischen Fakultät, wo Frau Weber etwas auf die Gründung der Innsbrucker Universität einging, welche auch auf ein durch die Jesuiten im 16. Jahrhundert gegründetes Gymnasium zurückging. Auch über die Hofburg und den Dom wusste Frau Weber vieles Interessantes zu berichten. Die routinierte Stadtführerin vermochte es mit kräftiger Stimme auch nach über 90 Minuten noch, dass die TeilnehmerInnen weiterhin interessiert zuhörten.

Am Goldenen Dachl endete unsere spannende Führung nach fast zwei Stunden und nachdem letzte Fragen beantwortet wurden, honorierte die interessierte Gruppe die beachtliche Ausdauer und das fundierte Wissen von Frau Weber mit einem kräftigen Applaus.

Anschließend kehrten noch einige Mitglieder und Interessierte ins Gasthaus Goldenes Dachl zum gemeinsamen Abendessen ein.

Unser Obmann, HR Dr. Christoph Neuner, begrüßt die große Teilnehmergruppe am Innsbrucker Pesthaus.
Unser Obmann, HR Dr. Christoph Neuner, begrüßt die große Teilnehmergruppe am Innsbrucker Pesthaus.

 

Im großen Garten vor dem Palais Ferrari erzählt uns Frau Weber vom Pesthaus und vom „Pestarzt“ Paul Weinhart.
Im großen Garten vor dem Palais Ferrari erzählt uns Frau Weber vom Pesthaus und vom „Pestarzt“ Paul Weinhart.

 

Die Endstation der Führung, das Goldene Dachl, mit den zahlreichen TeilnehmerInnen im Vordergrund.
Die Endstation der Führung, das Goldene Dachl, mit den zahlreichen TeilnehmerInnen im Vordergrund.

Eröffnung „Medizin in Vitrinen“ im Eingangsfoyer des LKH Hall in Tirol am 05.07.2016

Nachdem unsere Ausstellung nun bereits für drei Monate im Centrum für Chemie und Biomedizin (CCB, Innrain 80-82) und anschließend für beinahe ein halbes Jahr im Hörsaalfoyer der Frauen-Kopf-Klinik einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden konnte, die Rückmeldungen aber anhaltend positiv gewesen sind, bemühten wir uns bereits frühzeitig einen nächsten Ort für „Medizin in Vitrinen“ zu finden. Unser langjähriger Förderer und besonderer Freund, DDr. Mag. Wolfgang Markl, MSc, kaufmännischer Direktor des LKH Hall in Tirol, ermöglichte uns auf Nachfrage nun ein Übersiedeln in das Eingangsfoyer des LKH Hall in Tirol. Über die Möglichkeit, an dieser besonders schönen, hellen und hochfrequentierten Stelle auszustellen, haben wir uns natürlich sehr gefreut!

In der letzten Juniwoche wurden die Vitrinen, weiterhin dankenswerterweise ausgeliehen vom Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck (Direktor: DDr. Lukas Morscher), bereits nach Hall transportiert, in den ersten Julitagen erfolgte die bereits routinierte Bestückung der Vitrinen.

Am 05.07.2016 organisierten wir gemeinsam mit der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit des LKH Hall (Mag. Sylvia Ainetter) eine (nunmehr also dritte) Eröffnungsveranstaltung unserer (mittlerweile gewordenen) Wanderausstellung. DDr. Markl und unser Vereinsobmann, HR Dr. Christoph Neuner, durften erfreulicherweise etwa 25 interessierte Gäste begrüßen, bevor Univ.-Prof. Dr. Edwin Knapp und Mag. Dr. Christian Lechner auf routinierte Weise durch die unterschiedlichen Objekte führten.

Über die Ausstellung selbst und die Führung am neuen Standort erschien auch ein entsprechender Artikel im hoch3 (Magazin der tirol kliniken).

HR Dr. Christoph Neuner (ganz links) begrüßt die anwesenden Gäste.
©Gerhard Bergmann, tirol kliniken

 

Univ.-Prof. Dr. Knapp stellt seine Vitrine der Inneren Medizin vor.
©Gerhard Bergmann, tirol kliniken

 

HR Dr. Christoph Neuner, DDr. Mag. Wolfgang Markl MSc, Mag. Dr. Christian Lechner (v.l.n.r.).
©Gerhard Bergmann, tirol kliniken

Besuch des Historischen Archivs im Landeskrankenhaus Hall in Tirol (Psychiatrie) am 15.06.2016

Am 15. Juni 2016 besuchten wir das Historische Archiv der Psychiatrie im LKH Hall in Tirol. Das Interesse an dieser Exkursion war erfreulich groß. Unser Obmann HR Dr. Christoph Neuner konnte über 30 Interessierte begrüßen. Auch der kaufmännische Direktor des LKH Hall in Tirol und besondere Förderer des Pesthaus‘, DDr. Mag. Wolfgang Markl, MSc, gab anschließend eine kurze Einführung.

Der für das Archiv zuständige Historiker Mag. Oliver Seifert führte über das Gelände, die gepflegten Gartenanlagen und Baumgruppen, und präsentierte die neu errichtete, eindrucksvolle Gedenkstätte für die verstorbenen Patientinnen und Patienten, welche auf dem zwischen 1942 und 1945 verwendeten Anstaltsfriedhof begraben wurden. Er behandelte anschaulich die verschiedenen Zeitabschnitte der Psychiatrie und des damit zusammenhängenden, weit verzweigten Gebäudekomplexes.

Ursprünglich ein Kloster, wurde es im Jahre 1830 zu einem Psychiatrischen Zentrum für Gesamttirol und Vorarlberg umgewidmet und in den darauffolgenden Jahrzehnten nach und nach erweitert und vergrößert. Der Besuch des Archivs selbst hinterließ bei den Anwesenden einen besonderen Eindruck. Einige medizinhistorische Objekte zeugen vom kargen Alltag der Betroffenen. Praktisch alle Krankengeschichten seit Anbeginn sind noch erhalten. Immer wieder ergeben sich in diesem Kontext neue Forschungsprojekte und Bucheditionen.

Die Entwicklung der Psychiatrie erfolgte im Vergleich zu anderen medizinischen Fächern eher langsam. Katastrophaler Tiefpunkt waren die Jahre des Nationalsozialismus mit den bekannten Maßnahmen und Geschehnissen. Ende des 20. Jahrhunderts erfolgte europaweit eine grundlegende räumliche und geistige Öffnung, deren gesellschaftliche Verwirklichung in die Köpfe und Herzen der Menschen im Gange ist.

Das angestrebte Ziel ist die Gleichstellung psychischer Krankheiten mit physischen. Ein langer und steiniger Weg für uns alle!

(Christoph Neuner)

Die zahlreichen Interessierten vor dem Eingang des ältesten Gebäudes des Haller Psychiatrischen Krankenhauses. © Oliver Seifert
Die zahlreichen Interessierten vor dem Eingang des ältesten Gebäudes des Haller Psychiatrischen Krankenhauses. © Oliver Seifert

 

Mag. Seifert berichtet den Vereinsmitgliedern über die neu errichtete Gedenkstätte hinter ihm. ©Christoph Neuner
Mag. Seifert berichtet den Vereinsmitgliedern über die neu errichtete Gedenkstätte hinter ihm. ©Christoph Neuner

 

In einem der Arbeitsräume präsentiert Mag. Seifert einige spannende historische Quellen und Objekte. ©Christoph Neuner
In einem der Arbeitsräume präsentiert Mag. Seifert einige spannende historische Quellen und Objekte. ©Christoph Neuner

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Vortrag „Ötzi und seine Zeit in Innsbruck“ am 06.04.2016

v. l. n. r.: Ass.-Prof. i.R. Dr. Karl-Heinz Künzel, Dr. Hannes Stofferin, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Gaedicke, Mag. Dr. Christian Lechner, HR Dr. Christoph Neuner (©Benjamin Rogen)

Am 06. April 2016 sprach Ass.-Prof. i.R. Dr. Karl-Heinz Künzel über seine Beschäftigung mit dem Eismann, dessen zufälliger Fund mittlerweile vor einem Vierteljahrhundert stattgefunden hat. Prof. Künzel war bis zum September 2015 an der hiesigen Sektion für Klinisch-Funktionelle Anatomie (Department für Anatomie, Histologie und Embryologie) tätig und ist zudem ebenfalls Mitglied des Freundeskreis Pesthaus.

Bereits der letzte vom Absolventenverein ALUMN-I-MED (Präsident: em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Raimund Margreiter) und dem Freundeskreis Pesthaus organisierte Gastvortrag im Jänner 2016, gehalten durch Univ.-Prof. Dr. Thomas Beddies über die „Berliner Kinderheilkunde während des Nationalsozialismus“, war erfreulich zahlreich besucht worden. Entsprechend wurde bereits Anfang des aktuellen Sommersemesters wiederum ein Gastvortrag geplant. Dieser sollte ebenfalls wieder im weiteren Rahmen des an der Medizinischen Universität Innsbruck (MUI) angebotenen Wahlfaches „Einführung in die Geschichte der Medizin II“ von o. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Gaedicke, Dr. Hannes Stofferin und Mag. Dr. Christian Lechner stattfinden.

Auf bereits bewährte Weise bewarb der Freundeskreis Pesthaus den Vortrag von Prof. Künzel, so dass sich letztlich über 250 Leute im großen Hörsaal des Kinder- und Herzzentrums einfanden. Insgesamt für 300 Leute ausgelegt, war der Hörsaal also zur großen Freude aller Organisatoren beeindruckend besetzt.

Diese drückte o. Univ.-Prof. Gaedicke in seiner Begrüßung nochmals klar aus und freute sich besonders auch über die zahlreichen jungen ZuhörerInnen, darunter viele Studierende beider Universitäten. Zudem unterstrich er, wie wichtig eine Beschäftigung mit der eigenen Geschichte sei und erwähnte dabei auch, dass es in Innsbruck zwar an der MUI kein wie an vielen deutschen Universitäten übliches Institut für Medizingeschichte gibt, dass aber „veritable Medizingeschichte“ von den HistorikerInnen des Institutes für Geschichte an der Stammuniversität betrieben wird. Anschließend begrüßte auch Dr. Stofferin das Plenum und stellte Prof. Künzel selbst und dessen akademisches Werk vor. Über vierzig Jahre hat er Generationen von Medizinstudierenden im Sezierkurs in der Anatomie unterrichtet und hat sich durch seine freundliche Art immer großer Beliebtheit innerhalb der Studentenschaft erfreut. Diesen hat er bereits als Student im Sezierkurs, später als Tutor am Institut und seit Anfang 2015 als Assistenzarzt für Anatomie als Lehrer, Mentor und mittlerweile Freund kennen und schätzen gelernt.

Nachdem Ötzi am 19. September 1991 von einem deutschen Ehepaar bei einer Bergwanderung zufällig gefunden wurde, dauerte es letztlich nur wenige Tage bis die Mumie ans Innsbrucker Anatomische Institut zur weiteren Konservierung gelangte, erfuhren die Anwesenden von Prof. Künzel. Bereits von Anfang an war dieser an den für den weiteren Erhalt des Eismannes so wichtigen Konservierungsarbeiten und -methoden beteiligt. In Zusammenarbeit mit mehreren WissenschaftlerInnen aus einschlägigen Disziplinen und unterschiedlichen Firmen aus dem Bereich der Kühlungstechnik entwickelten die Anatomen eine Kühlkammer für Ötzi, in der er letztlich bis zu seinem Umzug nach Bozen im Jahre 1998 einen Großteil seiner Zeit verbringen sollte. Die interessierten Zuhörer erfuhren vom erfahren und routiniert vortragenden Anatomen, wie viele Dinge bei diesen Techniken zu bedenken waren und insbesondere wie schwierig dies beim damaligen Stand der Technik letztlich war. Trotz dieser theoretischen Inhalte vermochte Prof. Künzel dabei durch seine anschauliche Vortragsweise keine Langeweile aufkommen zu lassen. Zudem führte Herr Prof. Künzel aus, wie viele unterschiedliche Disziplinen bei den zahlreichen Untersuchungen am Eismann beteiligt waren. Angefangen von den HistologInnen und PathologInnen, über endoskopisch tätige ÄrztInnen bis hin zu den BotanikerInnen, welche unter anderem den Mageninhalt vom Eismann untersuchten, um hier nur einige wenige zu nennen. Auch von den möglichen Szenarien, wie Ötzi zu Tode kam, erfuhren die Interessierten und fühlten sich dabei an die Fernsehreihe „Aktenzeichen XY…ungelöst“ erinnert. Geendet hat Prof. Künzel in seiner bescheidenen Art mit der namentlichen Erwähnung aller Hauptbeteiligten an der Konservierung bzw. den Untersuchungen des Eismannes.

Im Anschluss konnte der Freundeskreis Pesthaus dank der Unterstützung der Tiroler Sparkasse die Interessierten noch auf ein Getränk und anschließende Diskussion einladen.

©Benjamin Rogen
©Benjamin Rogen
©Benjamin Rogen
©Benjamin Rogen
©Benjamin Rogen
©Benjamin Rogen
©Benjamin Rogen

Führung Apothekenmuseum Winkler am 15.03.2016

Am Dienstag, 15. März 2016, lud Mag. Dr. Andreas Winkler, selbst Mitglied des Freundeskreis Pesthaus, zur Führung durch das Apothekenmuseum Winkler in der Innsbrucker Altstadt. Der Hausherr begrüßte die zahlreich erschienenen Interessierten persönlich und führte anschließend in zwei Gruppen durch die Schätze seiner Sammlung. Besonders hervorzuheben sind dabei die Aufbewahrungsgefäße, welche bis in die Zeit um 1600 zurückreichen und sich in großer Zahl in der Sammlung finden. Gespannt lauschten die Anwesenden den Ausführungen zu verschiedensten, teilweise auch kuriosen Arzneien, welche in jener Zeit weite Verbreitung genossen und in den Originalgefäßen bestaunt werden konnten. Eine Elefantenblase, die als Aufbewahrungsbehelf diente, sowie ein gut bestückter historischer Giftschrank erweckten ebenso die Neugierde der Gäste wie auch die Installationen eines Narwal-Stoßzahns und eines Walpenis. Ein Höhepunkt der Führung war sicherlich die Demonstration einer menschlichen Mumienhand. In Pulverform waren solche lange Zeit besonders wertvolle Bestandteile in der Arzneimittelzubereitung mit mannigfaltigen, zugeschriebenen Wirkweisen!

Aufgrund der vom 10. bis 20. März stattgefundenen „Innsbruck International Biennial of the Arts 2016“, durften die Interessierten auch drei Kunstwerke der bekannten Innsbrucker Künstlerin Heidrun Sandbichler in den Räumlichkeiten des Museums bewundern. Thema der heurigen Biennale war „Je,…, I,…, Ich,…“, als Frage der AutorInnenschaft in einer Zeit der Aufgeregtheit um das eigene Selbst. Mit dieser Fragestellung setzte sich die Künstlerin in drei Werken auseinander: Die erste Installation mit einem spiegelverkehrten Nachdruck des Werkes „De la Folie“ vom französischen Psychiater Louis Florentin Calmeil.  Als zweites Objekt konnten die Interessierten eine mit Tinte gefüllte Arche im Wasser schwimmend betrachten und als Letztes einen Nachbau der Front der New York Stock Exchange mit der Aufschrift „WAR IS A WORD WE DO NOT FEAR“. Anlässlich der Biennale wurde Sandbichler übrigens mit dem Innsbruck International Special Recognition-Preis ausgezeichnet.

Nach diesem spannenden Streifzug durch die Apothekengeschichte und temporäre Kunst, lud Mag. Dr. Winkler noch auf ein Glas Wein in seine Bibliothek. In dieser gemütlichen Atmosphäre unterhielten sich die Gäste noch länger über die Eindrücke der interessanten Führung.

 

Das Apothekenmuseum Winkler kann nach Anmeldung und Terminvereinbarung in der Stadtapotheke Winkler oder per Mail an mail@stadtapotheke-winkler.at besucht werden.

Weitere Informationen finden sich unter
http://www.stadtapotheke-winkler.at/de/apothekenmuseum

Informationen zur „Innsbruck International Biennal of the Arts“ finden sich unter http://www.innsbruckinternational.at

Auch die Tiroler Tageszeitung berichtete über die Biennial oft he Arts: http://www.tt.com/kultur/11220107-91/das-schwankende-schiff-namens-ich.csp

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Ausstellungsführung „Medizin in Vitrinen“ am 23.02.2016

Beinahe das gesamte Wintersemester 2015/16 hat uns die Medizinische Universität Innsbruck (Rektorin o. Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch) dankenswerterweise die Möglichkeit gegeben, unsere medizinhistorische Ausstellung in einem der modernsten Gebäude der Innsbrucker Universitäten einem interessierten und jungen Publikum zu präsentieren. Immerhin fast hundert Interessierte haben sich zur Eröffnungsveranstaltung im November 2015 eingefunden und wurden von Rektorin Fritsch und Vereinsobmann HR Dr. Christoph Neuner begrüßt. Bei einer anschließenden Führung durch die fünf Vitrinen, eingeteilt nach unterschiedlichen Disziplinen der Medizin, stellten die Ausstellungsorganisatoren Univ.-Prof. Dr. Edwin Knapp, Dr. Hannes Stofferin und Mag. Dr. Christian Lechner den Besuchern die einzelnen Objekte, insgesamt etwa hundert Stück, und deren Geschichten vor.

In der Zeit zwischen der Eröffnungsveranstaltung und dem Abbau der Vitrinen Ende Jänner 2016 wurden wiederholt Führungen veranstaltet, zu denen bemerkenswerterweise jeweils immer etwa dreißig Interessierte kamen und anschließend noch gemütlich in ein nahegelegenes Restaurant wechselten.

Dieses höchst erfreuliche Interesse an unserer Ausstellung ließ uns schon früh um einen nächsten Standort suchen, um nicht die spannenden Objekte wieder in das Sammlungsdepot bringen zu müssen. Ein großer Dank gebührt an dieser Stelle wiederum dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck (Direktor: DDr. Lukas Morscher), welches uns die notwendigen Vitrinen weiter dafür zur Verfügung stellt.

Der Wunsch auf einen Standort am Gelände der tirol kliniken wurde schließlich durch Geschäftsführer Mag. Stefan Deflorian ermöglicht, sodass wir am 29.01.2016 mit allen fünf Vitrinen in den Hörsaalfoyerbereich der Frauen-Kopf-Klinik umziehen konnten. Dort dürfen die Vitrinen zumindest bis Ende April 2016 stehen bleiben und sind damit wiederum mehrere Monate öffentlich für alle Interessierten zugänglich.

Das anhaltende Interesse hat uns motiviert, auch am neuen Standort nochmals eine Führung zu organisieren. Wiederum fanden sich etwa dreißig Vereinsmitglieder und Interessenten ein und wurden von Mag. Deflorian und HR Dr. Neuner begrüßt. Anschließend führten Univ.-Prof. Dr. Knapp, Dr. Stofferin und Mag. Dr. Lechner auf routinierte Weise durch die unterschiedlichen Objekte.

Über die Ausstellung selbst und die Führung am neuen Standort wird auch ein entsprechender Artikel im Hallo (Magazin der tirol kliniken) erscheinen.

Die Berliner Kinderheilkunde während des Nationalsozialismus

09.02.2016

Der Medizinhistoriker Univ.-Prof. Dr.phil. Thomas Beddies vom Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin der Charité Berlin gab Ende Jänner in Innsbruck Einblicke in die Pädiatriegeschichte der NS-Zeit. Im großen Hörsaal des Kinder- und Herz-Zentrums fanden sich über 100 Interessierte ein.

Zu dem Gastvortrag hatten die AbsolventInnenorganisation der Medizinischen Universität Innsbruck, ALUMN-I-MED und der medizinhistorische Verein Freundeskreis Pesthaus geladen. Der stellvertretende Vorsitzende von ALUMN-I-MED, ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ. Christoph Brezinka, begrüßte die TeilnehmerInnen. Die Rektorin der Medizinischen Universität Innsbruck, o.Univ.-Prof.in Dr.in Helga Fritsch, betonte in ihrer Begrüßung die Notwendigkeit der historischen Aufarbeitung. „Der Blick zurück dient aber nicht nur dazu, sich bewusst zu machen, welche epochalen Fortschritte in der Medizin gemacht worden sind. Einen Blick zurück zu werfen bedeutet auch, sich mit dunklen Kapiteln zu beschäftigen“ so die Rektorin. Anschließend sprach Mag. Dr. Christian Lechner, Sammlungsbeauftragter des Freundeskreis Pesthaus, kurz über die lokale Pädiatriegeschichte, deren Desiderate und stellte den Referenten vor.

Der Direktor der Innsbrucker Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Gaedicke, hatte in seiner Zeit als Leiter der Pädiatrie an der Charité Berlin bereits mit Univ.-Prof. Beddies in der Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin zusammengearbeitet. Die Idee, den renommierten Medizinhistoriker Univ.-Prof. Beddies nach Innsbruck einzuladen, war im Rahmen der gemeinsamen Vorbereitung für das in diesem Wintersemester wieder angebotene medizinhistorische Wahlfach von Univ.-Prof. Dr. Gaedicke, Dr. Hannes Stofferin und Mag. Dr. Lechner entstanden.

Univ.-Prof. Beddies schilderte in seinem Vortrag die prominentesten Personen der Berliner Pädiatrie während der NS-Zeit und ihre Aktivitäten, die exemplarisch für die Greueltaten, die natürlich in weiten Teilen Deutschlands und auch in Österreich unter dem Deckmantel des Regimes passierten, dargestellt wurden. Unter anderem erfuhren die Anwesenden von Georg Bessau, Direktor der Pädiatrie der Charité, und dessen Experimenten an Kindern mit geistigen und zum Teil auch körperlichen Behinderungen. Bessau hoffte, einen Impfstoff gegen die Tuberkulose zu finden und führte dazu unterschiedliche Versuchsreihen an diesen Kindern durch. Die entsprechenden Quellenzitate und Originalfotografien erzeugten große Betroffenheit unter den ZuhörerInnen, insbesondere angesichts der unvorstellbar teilnahmslosen Berichte von Bessau und den behandelnden Ärzten über die Impfversuche und deren dramatische Folgen für die betroffenen Kindern. In der anschließenden, regen Diskussion wurden verschiedenste Aspekte angesprochen.

Im Anschluss an die Veranstaltung lud ALUMN-I-MED zum Vinum Academicum.

(Ch. Lechner, Redaktion)

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Thomas Beddies – Charité

http://medizingeschichte.charite.de/institut/mitarbeiterinnen/pd_dr_thomas_beddies/

ALUMN-I-MED: https://www.i-med.ac.at/alumn-i-med/

Verein Freundeskreis Pesthaus: http://www.pesthaus.at/

Weitere Informationen:

u.a. Thomas Beddies, Wenn Kinder „der Wissenschaft dienen“: Die Kinderklinik der Charité in der Zeit des Nationalsozialismus, in: Sabine Schleiermacher/Udo Schagen (Hg.), Die Charité im Dritten Reich, Berlin Paderborn 2008, S. 121-132.

Ausstellungsführung „Medizin in Vitrinen“ am 28.01.2016

Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr, mit Familie!

Liebe Freundin, lieber Freund!

Herzliche Einladung

zur letztmaligen Führung durch die so erfolgreiche Ausstellung

„Medizin in Vitrinen“

Mag. Dr. Christian Lechner

Dr. Hannes Stofferin

Univ.-Prof. Dr. Edwin Knapp

 

Ort: Centrum für Chemie und Biomedizin, Foyer, Innrain 80, Innsbruck

Zeit: Donnerstag, 28. Jänner 2016 um 17.30 Uhr

 

Begrüßung: ao.Univ.-Prof. Dr. Thomas Müller
Stellv. Direktor Pädiatrie I

 

Anschließend gemütliches Beisammensein

im griechischen Restaurant „Posidonas-Der Grieche“

(früher „Gasthof Innrain“)

Mit der Bitte um Voranmeldung unter Hannes.Stofferin@pesthaus.at!

Die Ausstellung ist noch bis 29. Jänner 2016

von Montag bis Freitag von 8 Uhr bis 17 Uhr zu besichtigen.