Ausstellungsführung „Nächstenliebe im Krieg – Militärische Sanitätsversorgung bis 1918“ am 14.06.2018

Am 22.02.2018 wurde die aktuelle Sonderausstellung „Nächstenliebe im Krieg“ im Kaiserjägermuseum feierlich eröffnet, bereits kurz darauf haben wir den Kuratoren dieser Ausstellung, Herrn Mag. Christian Kofler, um eine Sonderführung für den Freundeskreis Pesthaus gebeten. Erfreulicherweise hat sich Mag. Kofler gerne dazu bereit erklärt und so fanden sich am 14.06. immerhin 25 Vereinsmitglieder und Interessierte zur Führung ein.

Die Leiterin des Tirol Panorama/Kaiserjägermuseum, Mag. Christine Gamper, begrüßte die Gruppe am Beginn der Führung sehr freundlich und erklärte, die aktuelle Sonderausstellung sei sehr erfolgreich und die Anfragen für Sonderführungen entsprechend zahlreich. Anschließend begrüßte unser Sammlungsbeauftragter Mag. Dr. Christian Lechner stellvertretend für den Vereinsobmann HR Dr. Christoph Neuner kurz die Anwesenden und bedankte sich herzlich bei Mag. Kofler für die Führung und besonders für die einfache Organisation des Führungstermins.

Dann begann Mag. Kofler mit seiner Führung und erklärte, dass 100 Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges diese Ausstellung auch zur Versöhnung zwischen Österreich und Italien beitragen soll. Aus diesem Grund wurde die Ausstellung zweisprachig, also Deutsch und Italienisch, gestaltet. Entsprechend wurde die Ausstellung von Mag. Kofler gemeinsam mit einem italienischen Arzt aus Trient, Dr. Renzo Mosna, kuratiert, welcher die italienischen Texte geschrieben hat.

Die Anwesenden gemeinsam mit Mag. Kofler und Mag. Gamper vor dem Kaiserjägermuseum.

Die ausgestellten Objekte stammen nicht nur aus den Privatsammlungen der beiden Kuratoren, sondern auch von Leihgebern unter anderem aus Oberösterreich, Vorarlberg und Trentino.

An der ersten Station präsentierte uns Mag. Kofler eine Szene aus einem Lazarett mit einem verwundeten Soldaten auf einer entsprechenden Trage. Daneben seine persönliche Truhe mit der Namensaufschrift „Dr. Moritz Pildner von Sternburg“, Offizier und Feldarzt im Ersten Weltkrieg. Daneben weist Mag. Kofler auf eine aus Bambusholz handgefertigte Krücke hin.

Im Hauptraum der Ausstellung führte Mag. Kofler in das Thema der Wehrmedizin ein, indem er einige Pioniere dieser medizinischen Disziplin, unter anderem die französischen Chirurgen Ambroise Paré und Dominique Jean Larrey und deren Verdienste, vorstellte. Auf das österreichische Feldsanitätswesen bezogen, wurden den Anwesenden erklärt, dass der österreichische Feldarzt zu Beginn des Ersten Weltkrieges noch rote Hosen (Pantalons) getragen hat, welche sich im Verlauf des Krieges farblich schnell änderten. Letztlich zeichneten den österreichischen Militärarzt die Hosen aus schwarzem Samt und die Jacke in Sanitätsblau mit roten Umschlägen (in Anlehnung an die ursprünglich roten Hosen) aus.

Mag. Christian Kofler bei der Führung.

Mag. Kofler führte der Gruppe dann den Ablauf der Verwundetenversorgung an der Front vor Augen. In einem ersten Lazarett wurde eine Triage (Einstufung der Verletzung) durchgeführt, anschließend wurden die Soldaten entwendet ins Marodenhaus für Leicht- oder ins Reservelazarett für Mittel- und Schwerverletzte gebracht. Die ersten Transporte von der Front waren sehr häufig improvisiert.

Auch die neuen Waffen im Ersten Weltkrieg und deren furchtbare Verletzungsmuster an den Soldaten kamen zur Sprache. Fasziniert und erschrocken waren die Anwesenden ob der Geschichte der Rosa Zenoch, einem 12-jährigen Mädchen, das an der Front als Kindersanitäterin gearbeitet hat und welche im Krieg einen Fuß verlor. Als „Heldenmädchen“ von der Presse bezeichnet, erhielt Rosa den Verdienstorden von Kaiser Franz-Josef, welcher zudem privat für die Prothese des Kindes aufkam.

Die dramatischen Situationen an der Front sind für uns heute nicht vorstellbar, ebenso wenig die Verzweiflung von manchen Soldaten, welche mittels Selbstverletzungen ihren Kriegseinsatz beenden wollten.

Mag. Christian Kofler bei der Führung.

Zu den vielen Höhepunkten der Ausstellung gehören sicherlich auch die vielen von Mag. Kofler persönlich gefertigten Modelle. Unter anderem ausgestellt war das Modell einer „fliegenden Ambulanz“ („ambulance volante“) nach dem bereits erwähnten Larrey, welche auch im Ersten Weltkrieg noch teils Verwendung fanden. Diese Kutschen wurden im Deutschen als „Wurst“ bezeichnet, was sogar in den Sprachgebrauch der Franzosen selbst als „le wurst“ einging.

Ein weiteres besonderes Modell stellt ein Stethoskop nach den Originalzeichnungen vom Erfinder dieses diagnostischen Hilfsmittels, dem französischen Arzt René Laennec, dar.

Nach dieser informativen und routinierten Führung durch diese besondere Ausstellung und dem sehr verdienten Applaus für Mag. Kofler, wechselten wir ins nahegelegene Kulturgasthaus Bierstindl zum Essen und ließen den Abend noch gemütlich ausklingen.

Der gemütliche Ausklang des Abends im Bierstindl.