Vortrag „Ötzi und seine Zeit in Innsbruck“ am 06.04.2016

v. l. n. r.: Ass.-Prof. i.R. Dr. Karl-Heinz Künzel, Dr. Hannes Stofferin, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Gaedicke, Mag. Dr. Christian Lechner, HR Dr. Christoph Neuner (©Benjamin Rogen)

Am 06. April 2016 sprach Ass.-Prof. i.R. Dr. Karl-Heinz Künzel über seine Beschäftigung mit dem Eismann, dessen zufälliger Fund mittlerweile vor einem Vierteljahrhundert stattgefunden hat. Prof. Künzel war bis zum September 2015 an der hiesigen Sektion für Klinisch-Funktionelle Anatomie (Department für Anatomie, Histologie und Embryologie) tätig und ist zudem ebenfalls Mitglied des Freundeskreis Pesthaus.

Bereits der letzte vom Absolventenverein ALUMN-I-MED (Präsident: em. Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Raimund Margreiter) und dem Freundeskreis Pesthaus organisierte Gastvortrag im Jänner 2016, gehalten durch Univ.-Prof. Dr. Thomas Beddies über die „Berliner Kinderheilkunde während des Nationalsozialismus“, war erfreulich zahlreich besucht worden. Entsprechend wurde bereits Anfang des aktuellen Sommersemesters wiederum ein Gastvortrag geplant. Dieser sollte ebenfalls wieder im weiteren Rahmen des an der Medizinischen Universität Innsbruck (MUI) angebotenen Wahlfaches „Einführung in die Geschichte der Medizin II“ von o. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Gaedicke, Dr. Hannes Stofferin und Mag. Dr. Christian Lechner stattfinden.

Auf bereits bewährte Weise bewarb der Freundeskreis Pesthaus den Vortrag von Prof. Künzel, so dass sich letztlich über 250 Leute im großen Hörsaal des Kinder- und Herzzentrums einfanden. Insgesamt für 300 Leute ausgelegt, war der Hörsaal also zur großen Freude aller Organisatoren beeindruckend besetzt.

Diese drückte o. Univ.-Prof. Gaedicke in seiner Begrüßung nochmals klar aus und freute sich besonders auch über die zahlreichen jungen ZuhörerInnen, darunter viele Studierende beider Universitäten. Zudem unterstrich er, wie wichtig eine Beschäftigung mit der eigenen Geschichte sei und erwähnte dabei auch, dass es in Innsbruck zwar an der MUI kein wie an vielen deutschen Universitäten übliches Institut für Medizingeschichte gibt, dass aber „veritable Medizingeschichte“ von den HistorikerInnen des Institutes für Geschichte an der Stammuniversität betrieben wird. Anschließend begrüßte auch Dr. Stofferin das Plenum und stellte Prof. Künzel selbst und dessen akademisches Werk vor. Über vierzig Jahre hat er Generationen von Medizinstudierenden im Sezierkurs in der Anatomie unterrichtet und hat sich durch seine freundliche Art immer großer Beliebtheit innerhalb der Studentenschaft erfreut. Diesen hat er bereits als Student im Sezierkurs, später als Tutor am Institut und seit Anfang 2015 als Assistenzarzt für Anatomie als Lehrer, Mentor und mittlerweile Freund kennen und schätzen gelernt.

Nachdem Ötzi am 19. September 1991 von einem deutschen Ehepaar bei einer Bergwanderung zufällig gefunden wurde, dauerte es letztlich nur wenige Tage bis die Mumie ans Innsbrucker Anatomische Institut zur weiteren Konservierung gelangte, erfuhren die Anwesenden von Prof. Künzel. Bereits von Anfang an war dieser an den für den weiteren Erhalt des Eismannes so wichtigen Konservierungsarbeiten und -methoden beteiligt. In Zusammenarbeit mit mehreren WissenschaftlerInnen aus einschlägigen Disziplinen und unterschiedlichen Firmen aus dem Bereich der Kühlungstechnik entwickelten die Anatomen eine Kühlkammer für Ötzi, in der er letztlich bis zu seinem Umzug nach Bozen im Jahre 1998 einen Großteil seiner Zeit verbringen sollte. Die interessierten Zuhörer erfuhren vom erfahren und routiniert vortragenden Anatomen, wie viele Dinge bei diesen Techniken zu bedenken waren und insbesondere wie schwierig dies beim damaligen Stand der Technik letztlich war. Trotz dieser theoretischen Inhalte vermochte Prof. Künzel dabei durch seine anschauliche Vortragsweise keine Langeweile aufkommen zu lassen. Zudem führte Herr Prof. Künzel aus, wie viele unterschiedliche Disziplinen bei den zahlreichen Untersuchungen am Eismann beteiligt waren. Angefangen von den HistologInnen und PathologInnen, über endoskopisch tätige ÄrztInnen bis hin zu den BotanikerInnen, welche unter anderem den Mageninhalt vom Eismann untersuchten, um hier nur einige wenige zu nennen. Auch von den möglichen Szenarien, wie Ötzi zu Tode kam, erfuhren die Interessierten und fühlten sich dabei an die Fernsehreihe „Aktenzeichen XY…ungelöst“ erinnert. Geendet hat Prof. Künzel in seiner bescheidenen Art mit der namentlichen Erwähnung aller Hauptbeteiligten an der Konservierung bzw. den Untersuchungen des Eismannes.

Im Anschluss konnte der Freundeskreis Pesthaus dank der Unterstützung der Tiroler Sparkasse die Interessierten noch auf ein Getränk und anschließende Diskussion einladen.

©Benjamin Rogen
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Führung Apothekenmuseum Winkler am 15.03.2016

Am Dienstag, 15. März 2016, lud Mag. Dr. Andreas Winkler, selbst Mitglied des Freundeskreis Pesthaus, zur Führung durch das Apothekenmuseum Winkler in der Innsbrucker Altstadt. Der Hausherr begrüßte die zahlreich erschienenen Interessierten persönlich und führte anschließend in zwei Gruppen durch die Schätze seiner Sammlung. Besonders hervorzuheben sind dabei die Aufbewahrungsgefäße, welche bis in die Zeit um 1600 zurückreichen und sich in großer Zahl in der Sammlung finden. Gespannt lauschten die Anwesenden den Ausführungen zu verschiedensten, teilweise auch kuriosen Arzneien, welche in jener Zeit weite Verbreitung genossen und in den Originalgefäßen bestaunt werden konnten. Eine Elefantenblase, die als Aufbewahrungsbehelf diente, sowie ein gut bestückter historischer Giftschrank erweckten ebenso die Neugierde der Gäste wie auch die Installationen eines Narwal-Stoßzahns und eines Walpenis. Ein Höhepunkt der Führung war sicherlich die Demonstration einer menschlichen Mumienhand. In Pulverform waren solche lange Zeit besonders wertvolle Bestandteile in der Arzneimittelzubereitung mit mannigfaltigen, zugeschriebenen Wirkweisen!

Aufgrund der vom 10. bis 20. März stattgefundenen „Innsbruck International Biennial of the Arts 2016“, durften die Interessierten auch drei Kunstwerke der bekannten Innsbrucker Künstlerin Heidrun Sandbichler in den Räumlichkeiten des Museums bewundern. Thema der heurigen Biennale war „Je,…, I,…, Ich,…“, als Frage der AutorInnenschaft in einer Zeit der Aufgeregtheit um das eigene Selbst. Mit dieser Fragestellung setzte sich die Künstlerin in drei Werken auseinander: Die erste Installation mit einem spiegelverkehrten Nachdruck des Werkes „De la Folie“ vom französischen Psychiater Louis Florentin Calmeil.  Als zweites Objekt konnten die Interessierten eine mit Tinte gefüllte Arche im Wasser schwimmend betrachten und als Letztes einen Nachbau der Front der New York Stock Exchange mit der Aufschrift „WAR IS A WORD WE DO NOT FEAR“. Anlässlich der Biennale wurde Sandbichler übrigens mit dem Innsbruck International Special Recognition-Preis ausgezeichnet.

Nach diesem spannenden Streifzug durch die Apothekengeschichte und temporäre Kunst, lud Mag. Dr. Winkler noch auf ein Glas Wein in seine Bibliothek. In dieser gemütlichen Atmosphäre unterhielten sich die Gäste noch länger über die Eindrücke der interessanten Führung.

 

Das Apothekenmuseum Winkler kann nach Anmeldung und Terminvereinbarung in der Stadtapotheke Winkler oder per Mail an mail@stadtapotheke-winkler.at besucht werden.

Weitere Informationen finden sich unter
http://www.stadtapotheke-winkler.at/de/apothekenmuseum

Informationen zur „Innsbruck International Biennal of the Arts“ finden sich unter http://www.innsbruckinternational.at

Auch die Tiroler Tageszeitung berichtete über die Biennial oft he Arts: http://www.tt.com/kultur/11220107-91/das-schwankende-schiff-namens-ich.csp

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