Exkursion nach Padua vom 28.-30.06.2019

Nach der lehrreichen und sehr freundschaftlichen Exkursion im Juni 2018 nach Basel haben wir erfreulich viel positive Rückmeldungen erhalten, so dass wir früh an die Organisation einer erneuten Exkursion für den Juni 2019 gedacht haben. Im Rahmen unserer Jahreshauptversammlung im Herbst 2018 empfahl ao. Univ.-Prof. Dr. Christoph Brezinka, eine Reise nach Padua zu unternehmen, welches er von regelmäßigen Besuchen in den letzten Jahren sehr gut kennt. Erfreulicherweise bot er zudem seine Unterstützung bei der Organisation an. Dies wurde von Obmann Mag. Dr. Christian Lechner gerne angenommen und in den Wochen nach der Versammlung begannen die Planungen.

Am 28.06.2019 war es nun soweit und die Mitfahrenden trafen sich allesamt um die Mittagszeit im Foyer des Hauptbahnhofes Innsbruck. Unsere Gruppe von insgesamt 25 Personen, der Maximalzahl der Teilnehmer, nahm den Direktzug nach Padua und genoss die schöne Landschaft auf dem Weg dorthin. Ein kleines Manko war die ausgefallene Kaffeemaschine im Speisewagen, ansonsten verlief die Zugfahrt völlig problemlos, tatsächlich sogar ohne relevante Verspätung.

Am Bahnhof in Padua angekommen, legte die motivierte Gruppe den Weg zum Hotel Patavium zu Fuß zurück. Dort wurde in schönen und sehr sauberen Zimmern eingecheckt, bevor es kurz darauf zum gemeinsamen Abendessen in der Pizzeria agli Eremitani ging. Dort stimmten wir uns für die folgenden Tage mit hervorragenden Pizzen ein und genossen das angenehm warme Klima.

Auf dem Weg zum Abendessen.
Die Gruppe beim Abendessen in der Pizzeria agli Eremitani.

Am nächsten Tag trafen wir uns bereits um 09:00 Uhr und spazierten gemeinsam zur Cappella degli Scrovegni, um die wunderbaren Fresken zu betrachten, die der bekannte Renaissance-Maler Giotto di Bondone (1267-1337) zwischen 1304 und 1306 geschaffen hat. Aufgrund des sensiblen Mikroklimas in der Kapelle mussten wir zunächst in einer Schleuse für etwa 20 Minuten akklimatisiert werden, bevor wir für die nächsten 20 Minuten die Fresken bestaunen durften. Besonders beeindruckt hat viele Giottos Interpretation der Hölle mit zynischem Nebenkommentar, waren unter den dort Gequälten immerhin zumindest ein Papst und ein Bischof.

Ein Ausschnitt der Giotto-Fresken in der Cappella degli Scrovegni.

Anschließend ging es zum Palazzo del Bo wenige Gehminuten entfernt, dort erhielten wir eine Führung durch den Palazzo und seine Unterrichtsräume, welche schon im 16. Jahrhundert als Lehrstätte für Medizinstudierende aus ganz Europa verwendet wurden. Hauptgrund für unseren Besuch und unbestrittener Höhepunkt des Palazzos ist das Anatomische Theater, erbaut Ende des 16. Jahrhunderts. Die beeindruckende Holzkonstruktion darf aus Sicherheitsgründen nicht mehr betreten werden, so werden alle Besucher einfach in den unteren Bereich eingelassen, in welchem über Jahrhunderte Leichensektionen vor Zuschauern (Medizinstudierende, zahlende Besucher, Ärzte) durchgeführt wurden. Dabei dozierte der Anatom in aller Regel aus anatomischen Lehrbüchern von Galen, während der Sector, ein nicht-akademisch gebildeter Wundarzt, tatsächlich sezierte und der Ostensor mit einem Zeigestab die zitierten anatomischen Details demonstrierte. Unsere Museumsführerin erklärte uns, dass damals etwa zwei Mal pro Jahr eine Sektion durchgeführt worden wären und diese bei unzureichenden Mitteln der Konservierung möglichst schnell, also innerhalb von wenigen Tagen, erledigt werden musste. Entsprechend verbrachten die Durchführenden und die Besucher den Großteil dieser wenigen Tage im Anatomischen Theater, dessen Raumluft im Verlauf immer dünner und übelriechender wurde. Entsprechend kam es immer mal wieder vor, dass Anwesende kollabierten oder sich übergeben mussten.

Die Gruppe im Palazzo del Bo.
Die Reisegruppe im Vorraum zum Anatomischen Theater.
Das Modell des Anatomischen Theaters aus der Vogelperspektive.
Blick vom Sektionsbereich des Theaters in die Zuschauerränge.
Ein Teil der Gruppe im Anatomischen Theater.
Dr. Lechner am Prüfungsstuhl.

Nach dieser interessanten Führung gab es eine kurze Mittagspause für alle. Ein Teil der Gruppe kehrte ins bekannte Caffè Pedrocchi, eine regelrechte Institution in Padua, ein und genoss ein hervorragendes Mittagessen. Anschließend traf sich die Gruppe erneut vor dem Palazzo del Bo, um gemeinsam zum MUSME (Museo di Storia della Medicina in Padova) zu spazieren. Dort wurden wir von einer italienischen Museumsführerin, welche 20 Jahre in Innsbruck gelebt hat, auf Deutsch durch dieses einzigartige Museum geführt. Neben dem Lernen von interessanten Details und dem Sehen von teils jahrhundertealten medizinhistorischen Objekten, gab es auch allerhand Interaktives zu erleben.

Bei der Führung im MUSME.
Elke Ehwald bei einer der vielen interaktiven Stationen im MUSME.

Am Ende der Führung war auch das offizielle Programm beendet und die Mitreisenden trennten sich teilweise, um individuellen Abendplanungen nachzugehen. Ein größerer Teil der Gruppe traf sich zum Abendessen in der Osteria Antico Brolo. Nicht nur das Essen war hervorragend, allein der Besitzer Mario di Natale selbst war durch seine freundliche Originalität den Besuch schon wert. Nach sehr gutem Essen gestärkt trat ein Teil der Gruppe den Heimweg an, während kleinere Grüppchen noch über einen Umweg ins Hotel zurückgingen und dabei noch ein Glas Wein oder ein Eis genossen.

Der Sonntagmorgen wäre eigentlich zur freien Verfügung gestanden, auf Rückfrage von zahlreichen Mitreisenden erklärte sich Prof. Brezinka aber gerne bereit, eine kleine Stadtführung ausgehend vom Hotel durchzuführen. Diese führte uns über den Dom und das Baptisterium mit seinen ebenfalls sehr beeindruckenden Fresken zum Prato della Valle und der Michael-Gaismair-Gedenkplatte. Das Ziel war die Basilika des Hl. Antonius, welche als letzte Sehenswürdigkeit der Stadtrunde besichtigt wurde, bevor noch ein kleines Mittagessen eingenommen wurde.

Unterwegs in Padua.
Deckenfresko im Baptisterium im Dom zu Padua.
Prato della Valle.
Auf dem Weg zur Basilika des Hl. Antonius.

Abschließend trafen wir uns alle am Hotel und bestritten den Fußweg samt Gepäck zum Bahnhof wieder gemeinsam. Auch die Heimreise mit dem Zug verlief erfreulich komplikationslos, nur war dieses Mal tatsächlich der gesamte Strom im Speisewagen ausgefallen, so dass dort praktisch nichts gereicht werden konnte. Dennoch verbrachten wir eine angenehme Zugfahrt und schmiedeten schon Pläne für die nächstjährige Exkursion.

Am Innsbrucker Bahnhof verabschiedete sich die Reisegruppe nach sehr interessanten und angenehmen Tagen sehr freundschaftlich, bevor alle den letzten Weg nach Hause antraten.

 

Bildnachweis: © Freundeskreis Pesthaus, Ch. Brezinka, H. Ehwald, M. Hammerle, Ch. Lechner.